Selber kochen vs. BARF: Welche Unterschiede gibt es und was musst Du beachten?

Barf-Gut - Geschrieben am 30.05.2020

Klar, Futter für Hund und Katze selber kochen hat so erst einmal nichts mit BARF bzw. Rohfütterung zu tun. Obwohl selbstgekochtes Futter auch gerne als “Koch-BARF” bezeichnet wird — BARF im eigentlichen Sinne bedeutet, dass die Futterbestandteile, insbesondere die tierischen, roh gefüttert werden.

Was z.B. bei fleischigen Knochen auch absolut notwendig ist, denn da birgt das Kochen Risiken für die Fütterung: Die organischen Bestandteile werden beim Kochen ausgeschwemmt, wie etwa das für das Elastizität im Knochen verantwortliche Kollagen. Durch das Kochen wird der Knochen also porös und splittert leichter — und nein, Du möchtest keinen Hund erleben, der sich gerade an Knochensplittern verschluckt hat und Du darum fürchten musst, dass Speiseröhre oder Darmwände perforiert werden, wenn es richtig blöd läuft.


Wann ist gekocht die bessere Alternative zu BARF?


Der Ursprungsgedanke von BARF ist natürlich, alles roh zu füttern. Aber: Es gibt Hunde und Katzen, die die denaturierten Eiweiße von gekochtem Fleisch paradoxerweise besser verdauen können als in der rohen Variante. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich: Zu wenig Magensäure, eine gestörte Darmflora, eine Schwäche der Bauchspeicheldrüse. Und manchmal weiß man auch nicht, warum gekocht plötzlich die bessere Variante ist.


Auch von Vierbeinern mit einer Futtermittelunverträglichkeit wird gekochtes Fleisch manchmal besser vertragen als roh.
Und bei Erkrankungen des Pankreas oder einer IBD kann eine gekochte Fütterung ebenfalls sinnvoll sein — dazu sollte man aber immer die Hilfe eines Tierheilpraktikers oder Ernährungsberaters suchen und sich eingehend beraten lassen.

Bei mäkeligen oder sehr alten Vierbeiners kann (leicht) gegartes Fleisch die Akzeptanz verbessern, wenn es noch lauwarm gefüttert wird, weil es stärker riecht. Manchmal ist gekocht auch schlicht und ergreifend der erste Schritt in Richtung Rohfütterung. Wer mit Katzen zusammen lebt, wird es kennen: Nicht jede Katze ist von Beginn an entzückt über die neue Fütterung, dann mogelt man sich am besten über unterschiedliche Garstufen in Richtung rohes Fleisch.



Wo liegen die Unterschiede zwischen gekocht und Rohfutter?

Der eigentliche Unterschied ist die Veränderung der Proteinstrukturen beim Kochvorgang: Eiweiß denaturiert unter Hitzeeinwirkung, d.h., die Molekülstrukturen des Fleisches verändern sich ab etwa 40 Grad C kontinuierlich. Optisch an der Fleischfarbe zu bemerken, da die Eisenionen im Fleisch anfangen zu oxidieren. Dadurch verändert sich die Farbe von rötlich zu gräulich-braun. Die myofibrilliären Proteine ziehen sich zusammen (das sind Proteinstrukturen innerhalb der Muskelfasern), womit auch dWasserbindung in den Zellen verloren geht. Sprich: Fleischsaft tritt aus. und das Fleisch “schrumpft”, bindegewebiges Fleisch noch stärker als Muskelfleisch. Und Fett tritt ebenfalls aus.


Was passiert noch beim kochen?

Bei den wasserlöslichen Vitaminen ist es zusätzlich so, dass diese natürlich ausgeschwemmt werden können, also im Topf landen.
Einige Vitamine sind relativ hitzestabil, so dass die Verluste durch kochen in Grenzen halten.Dazu gehören Vitamin B2, Biotin und die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Und dann gibt es die Hitze-Sensibelchen, wie etwa Vitamin B1, B6, B12 oder Vitamin C. Außerdem werden viele Enzyme durch das Kochen inaktiviert.



Was heißt das für die Fütterung?


Erst einmal: Bis auf die Ausnahme der Knochen übernimmt man auch beim Kochen die typische BARF-Aufteilung. Das gilt sowohl für Hunde als auch für KAtzen. Auch die Mengen, die man pro Tag füttert, sind so wie beim BARFen. 

Bei Hunden stellt sich manchmal noch die Frage nach dem Pansen: Gekochten Pansen ist geruchstechnisch... na ja, vor dem ersten Kaffee schwer zu ertragen. Eigentlich nicht nur dann. Deswegen kann man den Pansen auch weglassen, wenn man selbst kocht. Er liefert ja eigentlich nichts Besonderes oder nichts, was man unbedingt an Nährstoffen braucht. Bzw. Dein Hund. Den Pansenanteil rechnet man dann einfach dem Muskelfleisch zu.

Wenn Du hauptsächlich selbst kochst und nicht noch zusätzlich rohe fleischige Knochen fütterst, wirst Du sehr wahrscheinlich zusätzliches Calcium supplementieren müssen, wie Fleischknochenmehl. Sonst ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Calcium-Bedarf nicht gedeckt ist. Wenn Du da unsicher bist, solltest Du den Bedarf in jedem Fall ausrechnen lassen, denn Calcium gehört zu den Mineralstoffen, die bei selbst gemachtem Futter (egal, ob roh oder gekocht) öfter mal entweder zuviel oder zuwenig gefüttert werden.


Auch auf die hitzeempfindlichen bzw. wasserlöslichen Vitamine solltest Du ein Auge haben: Wird dauerhaft gekocht gefüttert, brauchst Du einen Vitamin-B-Komplex.  Das Kochwasser solltest Du immer mit verfüttern, um verlorene Flüssigkeit und ausgetretene Vitamine aufzufangen.
Auch der Fettgehalt muss stimmen, bei selbstgekochtem Futter sollten genauso wie in der Rohfütterung die 15% Anteil an tierischem Fett nicht unterschritten werden. Die Omega-3-Fettsäuren ergänzt Du wie in der Rohfütterung durch Lachsöl, Omega 3–6–9-Öl etc.

Zusätze, die Du brauchst, wenn Du für Deinen Hund kochst:

  • einen Calciumzusatz (z.B. Fleischknochenmehl)
  • ein Omega-3-reiches Öl z.B. ein Wild-Lachsöl oder ein Omega 3-6-9-Öl (Barf-Kultur, DHN oder Pahema, gibts alle im Shop)
  • Seealgenmehl
  • B-Vitamine (z.B. einen Vitamin B-Komplex)
  • Dorschlebertran 

Je nach Alter, evtl.. vorhandenen Erkrankungen und  Lebenssituation sind weitere Zusätze notwendig, zum Beispiel kann die Ergänzung von Zink empfehlenswert sein. Die Menge eines jeden Zusatzes muss für jeden Hund individuell passend ausgerechnet werden, bitte keine Pauschal-Empfehlungen nutzen!


Komplettzusätze für gekochte Rationen (Hunde):

  • Vitamin Optimix Cooking

Zusätze, die Du brauchst, wenn Du für Deine Katze kochst:

  • einen Calciumzusatz (z.B. Fleischknochenmehl und Eierschalenmehl)
  • ein Omega-3-reiches Öl z.B. ein Wild-Lachsöl oder ein Omega 3-6-9-Öl (Barf-Kultur, DHN oder Pahema, gibts alle im Shop)
  • Seealgenmehl
  • B-Vitamine
  • Dorschlebertran 
  • Taurin

Je nach Alter, evtl.. vorhandenen Erkrankungen und Lebenssituation sind weitere Zusätze notwendig: z.B. Eisen (z.B. durch Fortan Fortain). Die Menge eines jeden Zusatzes muss für Deine Katze individuell passend ausgerechnet werden, bitte keine Pauschal-Empfehlungen nutzen!

Komplettzusätze für gekochte Rationen (Katze):

  • Felini Complete
  • Felini Complete Renal (für Katzen mit Nierenerkrankungen)
  • easy B.a.r.F. basic
  • easy B.a.r.F. plus



Wenn Du gerade erst anfängst zu kochen und Dich vorher noch niemals so richtig mit Fütterung auseinander gesetzt hast, dann gibt es auch Futterergänzungen, die alle Nährstoffe, Vitamine, Calcium etc. enthalten, die Hund oder Katze benötigen. Diese Ergänzungen gibst Du dann in einer bestimmten Menge jeden Tag zur Fütterung dazu. Für Allergiker kann das ebenfalls eine gute Variante sein.