BARF für Hunde: Die ultimative Kurzanleitung

Barf-Gut - Geschrieben am 13.12.2019

Du hast Dich entschieden, Deinen Hund auf Rohfütterung umzustellen. Oder überlegst Du noch, ob Du das wirklich machen sollst?
Für alle, die sich ganz neu mit dem Thema BARF / Rohfütterung beschäftigen, hier das Wichtigste in Kürze. Eine Kurzanleitung zum BARF für Hunde.



Rohfütterung = BARF?


Es gibt unterschiedliche Modelle bei der Rohfütterung. Das BARF-Modell ist vermutlich die bekannteste Variante, bei der neben Muskelfleisch, Innereien, rohen fleischigen Knochen und Pansen / Blättermagen auch noch Gemüse / Obst und evtl. auch Getreide gefüttert werden. Sie hat den Vorteil, dass sie langjährig erprobt ist und man daher zu dieser Art der Rohfütterung auch viele Informationen findet.
Alternativ gibt davon viele abgewandelte Modelle: Ohne Knochen, ohne Gemüse / Obst, ohne Getreide... Alle diese Modelle funktionieren, sofern sie in sich stimmig sind, also so zusammen gestellt sind, dass alle benötigten Nährstoffe vorhanden sind. Schau in Ruhe, was für Deinen Hund und Dich am besten funktioniert – es gibt nicht nur eine mögliche oder richtige Form der Rohfütterung. Aber gleichzeitig ist das das Schöne an dieser Art der Fütterung: Man kann sie schnell und einfach so anpassen, dass alle Bedürfnisse Deines Hundes ideal abgedeckt sind.




BARF (Biologisch Artgerechte Roh Fütterung)

Bei BARF füttert man etwa 2-3 % des Körpergewichts als Gesamtfuttermenge pro Tag. Bei kleinen Hunden und Zwergrassen auch 4%, bei Welpen 5-6%.
Davon sind etwa 75-80% fleischige Komponenten und 20-25% Gemüse/Obst. Die fleischigen Komponenten unterteilt man in etwa 50% Muskelfleisch, 20% Pansen / Blättermagen, 15% Innereien und 15 % Rohe Fleischige Knochen.


Muskelfleisch?

Wenn man in eine Metzgerei geht und nach Muskelfleisch fragt, bekommt man meistens nicht mehr als ein Achselzucken und einen fragenden Blick. Oder eine Gegenfrage: "Das ist doch alles Muskelfleisch?!"Das hat damit zu tun, dass Muskelfleisch im normalen Lebensmittelhandel eine unübliche Bezeichnung ist. Denn das meiste Fleisch, das für den normalen Verzehr verkauft wird, ist tatsächlich Muskelfleisch. 

Per Definition ist Muskelfleisch die Muskulatur / das Fleisch, was dem Skelett anhaftet, inkl. dem im Fleisch vorhandenen Fett. Beim BARFen macht man diese Unterscheidung, weil man eben nicht nur Muskelfleisch und Innereien verfüttert, sondern auch Bindegewebe wie Pansen und Blättermagen. Das wäre kein Muskelfleisch, sondern Mägen der Kuh. Und der Verzehr ist im Lebensmittelbereich eher unüblich, so dass die Unterscheidung Muskelfleisch / Bindegewebe eben nicht oder nur im Fachbereich gemacht wird. Muskelfleisch ist also alles, was eben nicht Bindegewebe oder Innereien ist. Fleisch aus Brust, der Keule, dem Nacken, etc. Und manchmal sind es auch eher unübliche Fleischsorten: Zunge beispielsweise gehört auch zum Muskelfleisch. 

Das Fleisch sollte nie ganz fettarm sein, Dein Hund benötigt etwa einen Anteil von 15-20% Fett im Fleisch. Das entspricht gut durchwachsenem Fleisch. So in etwas wie das, was Du in einem Nackensteak siehst. Im Shop ist bei den Fleischsorten auch immer der Rohfettgehalt angegeben, an dem Du Dich orientieren kannst.



Rohe fleischige Knochen (RFK)

Als rohe fleischige Knochen bezeichnet man Knochen, die einen ordentlichen Fleischanteil haben wie etwa Hühnerhälse, Hühnerbeine, Lamm- oder Ziegenrippen, Kalbsbrustbein oder ähnliches. Blanker Knochen darf nie gefüttert werden, es MUSS Fleisch am Knochen sein. Ansonsten kann der Knochen nicht ausreichend gut verdaut werden und liegt Deinem Hund oder Deiner Katze unter Umständen schwer im Magen. Auch gekochte Knochen sind tabu. Sie splittern leicht, weil durch das Kochen Stoffe wie Kollagen aus dem Knochen ausgeschwemmt werden und der Knochen dadurch porös wird. Das Verletzungsgefahr ist daher deutlich höher als bei rohen (geeigneten Knochen). 

Knochen sind die Calcium-Lieferanten beim Barfen. Fütterst Du keine Knochen, musst Du Calcium anderweitig ergänzen, z.B. durch ein Calciumpräparat wie Fleischknochenmehl, Eierschalenmehl oder Calciumcitrat.

Gut geeignete rohe fleischige Knochen sind:

  • Hühnerhälse
  • Putenhälse
  • Entenhälse
  • Lammrippen
  • Ziegenrippen
  • Kalbsbrustbein
  • Lammhals
  • Hühnerkarkassen

Die Knochen kannst Du gewolft oder am Stück füttern. Wenn Du Knochen am Stück fütterst, wählst Du die Größe der Knochen nach der Grösse Deines Hundes oder Deiner Katze aus. 

Es macht keinen Sinn, einem Zwerpinscher einen ganzen Putenhals auf einmal füttern zu wollen. Selbst wenn er den Putenhals bewältigt, ist die Menge viel zu viel auf einmal. Das gibt dann ganz wunderbaren Knochenkot oder Verstopfung. Beides sehr unangenehm für Dein Tier und unter Umständen auch schmerzhaft.Knochenkot bedeutet übrigens, dass der Kot ganz weiß und hart und bröckelig ist, wie eine bröckelige Gipsmasse. Das Weiße ist das Calcium, was wieder ausgeschieden werden muss, wenn zuviel davon auf einmal über die Fütterung verarbeitet werden muss.

 


Keine tragenden Knochen verfüttern!

Nicht geeignet sind alle tragenden Knochen, d.h. Knochen, auf denen ein Tier steht. Also alle Beine, egal, ob vom Rind, vom Reh oder vom Lamm. Denn diese sind sehr massiv und können dadurch schneller zu Verletzungen führen. 

Alles, was grösser ist als ein Huhn, kann schon problematisch sein und sollte daher maximal mit viel Fleisch gewolft gefüttert werden. Grössere Beinknochen wie Rind gehören gar nicht in die Fütterung.



Innereien

Auch Innereien können nicht einfach weggelassen werden: Sie sind sehr gute Lieferanten von wichtigen Vitaminen wie Vitamin A oder Vitamin B12 und außerdem reich an Spurenelementen.

Man nutzt unterschiedliche Innereien, weil sie alle auch etwas unterschiedliche Nährstoffe liefern:

  • Leber
    Es gibt keinen besseren Vitamin-A-Lieferanten für Hunde und Katzen. Außerdem sorgt Leber für eine gute Versorgung mit Kupfer, B-Vitaminen (vor allem B12), sie enthält Eisen, Zink und Selen. Eine Nährstoffbombe. Leber MUSS gefüttert werden.
  • Nieren
    Nieren werden vor allem wegen ihres Gehalts an Selen und B-Vitaminen gefüttert.
  • Milz
    Milz ist ein Blutspeicher im Körper und deswegen reich an Eisen. Milz hat allerdings eine Konsistenz, die nicht jeder Hund und jede KAtze gleich begeistert frisst. Daher am besten erst einmal gewolft testen oder in einem Rinderinnereienmix. Wenn es gar nicht anders geht, könnte man Milz auch aus der Füterung herauslassen. Dann sollte man allerdings überprüfen, ob ausreichend Eisen in der Ration ist.
  • Herz
    Herz entspricht eigentlich eher einem Muskel als einer Innerei, aber man zählt es trotzdem zum Innereienanteil. Einfach, weil es viel Purin enthält (das ist eine typische Eigenschaft von Innereien) und weil es auch in einem Beutetier nur in einer bestimmten Menge vorkommt. Und da man beim BARFen das Beutetier als grobe Richtlinie für die Zusammestellung der Fütterung nimmt, macht Herz in der Hundefütterung auch nur einen kleinen Anteil aus. Es ist reich an Vitamin E und Taurin.
  • Lunge
    Lunge wird oft als Füllstoffe bezeichnet, wobei das nicht so ganz richtig ist. Auch Lunge liefert B-Vitamine, Zink und Taurin. Die anderen Innereien haben allerdings eine höhere Nährstoffdichte, deswegen kann man Lunge auch aus der Fütterung streichen, wenn genug andere Innereien vorhanden sind. Sie sollte aber auch nicht in zu großen Mengen gefüttert werden.

Die Innereien machen wie gesagt 15% des tierischen Anteils aus. Davon sind 30% Leber und je 17,5% Herz, Nieren, Milz und Lunge. 





Gemüse / Obst / Ballaststoffe


20-25% der Fütterung bestehen aus Gemüse und Obst, gfls auch etwas Getreide. Dabei geht es nicht so sehr wegen der Vitamine, wie man vielleicht denken könnte. Es geht darum, dass Dein Hund Ballaststoffe für die Darmtätigkeit braucht. Ohne Ballaststoffe kann es schneller dazu kommen, dass der Darm träge wird und Dein Hund unter Verstopfung leidet.

Außerdem macht man sich die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe zu Nutze: Das können Antioxidantien sein oder verdauungsfördernde Inhaltsstoffe.
Wenn Dein Hund kein Gemüse mag, dann brauchst Du trotzdem Ballaststoffe in der Fütterung - zum Beispiel Flohsamenschalen.
Getreide muss man nicht füttern, kann man aber. Das ist vor allem dann empfehlenswert, wenn Du einen sehr aktiven Hund hast oder einen Hund, der schnell abnimmt. Getreide liefert nämlich neben Fett zusätzliche Energie. Der Anteil sollte 10% der Futtermenge nicht überschreiten. Geeignet sind unter anderem gekochte Hirse, Buchweizen oder Amaranth.


Futtermengen - Beispielrechnung

Nehmen wir mal an, Dein Hund soll 2% seines Körpergewichts als Gesamtfuttermenge pro Tag bekommen. 

Das bedeutet konkret folgende Futtermengen pro Tag:

Körpergewicht
5 Kilo10 Kilo15 Kilo20 Kilo25 Kilo30 Kilo35 Kilo40 Kilo
Futtermenge / Tag100-150 g200-300 g300-450 g400-600 g500-750 g600-900 g700 -1050 g800 -1200 g



Diese Mengen teilen sich bei BARF auf in:

  • 80% Fleischige Bestandteile
    davon 20% grüner Pansen oder Blättermagen, 15% Innereien und 15% rohe fleische Knochen 
  • 20% Gemüse / Obst

Die Ration für einen 20 kg-Hund sieht dann zum Beispiel so aus:


Gesamtfuttermenge pro Tag: 500 Gramm

Tierische Bestandteile 400 Gramm

aufgeteilt in 

  • Muskelfleisch
    200 Gramm
  • Grüner Pansen
    80 Gramm
  • Innereien
    60 Gramm
  • Rohe fleischige Knochen
    60 Gramm

Pflanzliche Bestandteile 100 Gramm

aufgeteilt in

  • Gemüse
    80 Gramm
  • Obst
    20 Gramm

Ganz einfach, oder?

Diese Zusammenstellung ist beispielhaft. Jeder Hund ist ein bißchen anders, deswegen können die benötigten Mengen und die Zusammensetzung abweichen.#




Wie stelle ich meinen Hund auf BARF um?


Einfach rein ins Vergnügen und den Hund von heute auf morgen auf Rohfütterung umzustellen, ohne sich im Vorfeld ein paar Gedanken zu machen, ist eine, sagen wir mal, nicht ganz optimale Idee. Nimm Dir im Vorfeld Zeit, ein bißchen zu lesen und Dich mit dem Thema zu beschäftigen.

Dazu gehört beispielsweise:

  • Hat Dein Hund einen besonderen Nährstoffbedarf, den Du berücksichtigen musst?
    Alte Hunde, kranke Hunde oder Welpen beispielsweise.
  • Wie stellt man Rohfutter selbst zusammen?
    Und die Frage für Fortgeschrittene: Welche Aufgabe haben die einzelnen Futterbestandteile, also warum werden z.B. Knochen oder bestimmte Innereien gefüttert?
  • Welche Dinge musst Du unbedingt beachten? Was darfst Du auf keinen Fall füttern?

Und dann: Leg los! Hunde barfen ist nämlich wirklich nicht kompliziert.


BARF für Hunde: Die Umstellungsphase


Am einfachsten ist es, wenn Du vor der eigentlichen Umstellung schon einmal ausprobierst, ob Dein Hund rohes Fleisch verträgt und frisst. Dazu kannst Du einfach sporadisch einzelne Mahlzeiten durch rohes Muskelfleisch (Rindergulasch oder Lammfleisch) ersetzen.
Wenn Du mit Rohfütterung beginnst, starte erst einmal mit einer einzelnen Fleischsorte und einer gut verträglichen Gemüsesorte wie Möhren.
Darauf kannst Du dann Schritt für Schritt weiter aufbauen: Weitere Fleischsorten hinzunehmen, andere Gemüsesorten, Pansen oder Blättermagen, dann kleine Mengen Innereien und rohe fleischige Knochen.

Die Schritt-für-Schritt-Umstellung ist deswegen empfehlenswert, weil Du immer einfach einen Schritt zurück gehen kannst, wenn etwas nicht gemocht oder vertragen wird, vor allem weißt Du sofort, was es ist.

Es kann sein, dass in der Umstellungsphase der Kot Deines Hundes zwischendurch etwas weicher ist oder er leichten Durchfall hat. Genauso häufig gibt es leichte Schleimauflagerungen beim Kot. Das ist aber unbedenklich, solange es sich nicht um heftigen Durchfall handelt, der länger andauert.
Wenn Du eine genauere Anleitung für die Umstellung brauchst, findest Du sie hier: https://barf-blog.de/umstellung-auf-barf/



Was brauchst Du für den Anfang?


Das ist eigentlich nicht viel: Fleisch natürlich und Gemüse.
Auch die Grundausstattung bei den Zusätzen ist überschaubar: Du solltest Dir in jedem Fall ein oder zwei Omega-3-reiche Öle zulegen, etwa ein Lachsöl (oder eine Fischöl-haltige Mischung wie das Barfkultur BARF Balance Omega 3-6-9-Öl oder DHN Barfers Omega 3-6-9-Öl) und ein Hanföl.

Wenn Du keine Knochen oder nicht ausreichend Knochen fütterst, brauchst Du einen Calciumzusatz. Für einen gesunden Hund eignet sich da Knochenmehl am besten. 

Außerdem brauchst Du für die Jodversorgung ein Seealgenmehl oder einen anderen Jodzusatz. Denn egal, wie Du es drehst oder wendest: Egal, wie Deine BARF-Fütterung im Detail aussieht, Du wirst es nie hinbekommen, dass ohne eine zusätzliche Jodquelle der Bedarf an Jod gedeckt wird. Bitte immer nur Seealgenmehl kaufen, bei dem der Jodgehalt auch ausgewiesen ist!Die benötigte Menge an Seealgenmehl muss berechnet werden (wichtig!), damit man weder zuviel noch zu wenig Jod in der Fütterung hat. Beides würde langfristig dafür sorgen, dass Schilddrüsenprobleme auftreten können. Deswegen: Die Anschaffung einer Feinwaage oder Löffelwaage ist auch für eine BARF-Erstaussstattung extrem empfehlenswert. Seealgenmehl fütterst Du am besten pro Tag. 

Dann empfiehlt sich ein scharfes Messer zum Fleisch schneiden, und Futterschüsseln aus Edelstahl oder Keramik. Wenn Du das Futter vor portionieren möchtest, also alle Futterbestandteile pro Woche zusammenmischen, in Tagesportionen aufteilen und einfrieren möchtest, brauchst Du auch passende Gefrierdosen.